Sonntag, 22. Mai 2011

Fünfte Woche

17. bis 21.Mai
Ich beschließe, den Tag meditierend im Sitzen zu verbringen, nur gelegentlich unterbrochen durch das Betätigen der Wasserspülung hinter mir. Schiet – im wahrsten Sinne des Wortes. Einen Tag lang bin ich lahmgelegt und matt wie eine Fliege im Herbst. Wenn das so weitergeht, passt mir bei meiner Rückkehr mein alter Konfirmandenanzug wieder.

Einer meiner Trompetenschüler hat Malaria. Übertragen wird sie durch Moskitos – ein Grund dafür, unter einem intakten Netz zu schlafen. Normalerweise muss die Mücke erst jemanden stechen, der Malaria hat, bevor sie jemand anderen anstecken kann. Je weniger Leute auf pro Fläche zusammenleben (wie z.B. im Bereich der Lehrerwohnungen), desto geringer ist die Gefahr von so einer Mücke gestochen zu werden, aber eine Garantie ist das nicht. Und die Studenten leben mit viel mehr Personen auf deutlich engerem Raum. Hier auf dem Campus ist man vorbereitet und hat für die verschiedenen Arten von Malaria entsprechende Medikamente. Für die ärmere Bevölkerung auf dem Land, die manchmal lange gehen muss, bevor sie überhaupt eine Station mit medizinischer Versorgung erreicht (und vielleicht nicht einmal das Medikament bezahlen kann), sieht es schlechter aus. Viele Kinder sterben an Malaria.

Ich übe mit dem Heft: „Musikalisch-technische Weiterbildung für Posaunenchorbläser“. Das wäre auch für hier eine gute Sache. Einmal sowieso und dann auch, um die Vorherrschaft der B-Notation für Trompeten zu brechen. Denn der jetzt lehrende Dozent greift natürlich auf die ihm bekannte internationale Literatur zurück, und die berücksichtigt die C-Notation für Posaunenchorbläser so gut wie gar nicht.

Der nächste Quartett-Einsatz steht bevor. Die Gruppe macht sich gut. Allerdings soll sie morgen am Freitag schon um 6:45 anfangen – der reine Horror.
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Der Freitag Morgen ist gewesen, glücklicherweise mit Strom und Licht, und der Choral des St.Anton ging auch ohne große Ausfälle über die Bühne.

Ich nutze einen freien Vormittag um allein mit dem Dalla-Dalla in die nächste Ortschaft zu fahren, einen Freund zu besuchen und eine etwas teurere Telefonkarte zu kaufen. Das ist eigentlich keine große Sache, aber ich muss mich mangels Dolmetscher selbst auf Kisuaheli nach dem Fahrpreis und einer Telefonkarte erkundigen. Der Fahrpreis ist nicht so richtig festgelegt – auf der Hinfahrt sind es tausend Shillinge und auf der Rückfahrt nur 800. Wahrscheinlich einmal mit Mzungu-Aufschlag und mal ohne. (Der Mzungu bin ich.)

Kisuaheli wird im Bereich der Tausender-Zahlen geradezu poetisch: Elfukumi heißt: 10.000 (soviel kostet eine größere Telefonkarte). Wenn man die Tausender von hinten wegstreicht und den Rest durch zwei teilt, hat man´s in Euro.

Die Musikstundenten sind alle zu einer Beerdigung gefahren. Der Vater eines Mitstudenten ist gestorben. Der Lehrbetrieb am Musik Department fällt so gut wie aus.

Ich erspare mir am Sonnabend die Morgenandacht. Die Studenten haben keine Vorlesung und es muss deshalb nicht pünktlich Schluss gemacht werden. Da ist die Versuchung für die Pastoren, Mammutpredigten zu halten, einfach zu groß. Und bei aller Liebe zu meinem Gastland – das ertrage ich nur einmal in der Woche, nämlich am Sonntag.

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