Montag, 2. Mai 2011

Der Anfang

April
Sonnabend, 16.4.
Nach den ersten zwei Tagen eingwöhnung hier die ersten Meldungen aus dem schwarzen Erdteil.
Erste Überraschung: es ist so grün wie bei uns- noch ist ja Regenzeit und die Temperaturen liegen bei 20 bis 25 Grad. Der Regen fällt freundlicherweise nachts, dann aber heftig.

Der Uni Campus, auf dem ich untergebracht bin, unterscheidet sich von denen, die ich bisher gesehen habe, erheblich. Er besteht aus einem ca 2 ha großen Park mit dichtem Baumbestand, der die Wege beschattet (nicht alle, leider). Vorlesungssäle, Bibliotheken und Übungsräume, Cafeteria und Kapellen sind als ein- manchmal auch dreistöckige Gebäude über das Gelände verteilt. Außerdem gibt es Dozentenwohnungen, Zimmer für Studenten (die allermeisten wohnen auch auf dem Campus) und Gästehäuser. In einem davon bin ich untergebracht. Es ist für durchschnittliche afrikanische Verhältnisse sehr komfortabel und mir gefällt es.

Das Musikdepartment zu dem ich gehöre, ist Teil der theologischen Fakultät, aber ein eigenständiger Bereich, der 22 Studenten in zwei Jahrgängen unterrichtet. Acht von ihnen haben ein Blechblasinstrument als erstes Instrument gewählt und müssen darin auch ein Examen ablegen. Noch mal zehn spielen Blech als zweites oder drittes Instrument.

Dann gibt es natürlich Musiktheorie in den Bereichen eropäische, afrikanische und südamerikanischer Musik und im praktichen Bereich: Chorausbildung (Gesang), Keyboard, Gitarren, Klavier und – jawohl – Blockflötenseminare. Ganz gut, dass Werner nicht hier ist. Wenn ihn nicht schon der Tee erledigen würde, dann das.

Mit meiner Arbeit bin ich die ersten vier Tage etwas ausgebremst, da die Instrumente nicht wie geplant zusammen mit mir ankamen, sondern erst Freitagnacht. Die Zollabfertigung arbeitet nicht am Wochenende, also werden wir erst am Montag, den 18.April alles abholen können. Alle sind schon sehr gespannt. Viele der im Department vorhandenen Instrumente sind in einem Zustand, den man, sagen wir mal, als Herausforderung bezeichnen muss. Wenigstens eins davon - ein sehr schönes gerades Yamaha Tenorhorn - kann ich gleich wieder in Funktion setzen. Jemand hatte das zweite Ventil falsch eingebaut.

Am Abend der erste Einsatz. Ein Gruppe von zehn Bläsern will von Gründonnerstag bis Ostermontag nach Mwanza am Viktoriasee fahren. Dort soll in den Gottesdiensten gespielt werden. Der Singechor mit Namen „Kwaia Kuu“, (das heißt so viel wie: „der erste“ oder Hauptchor, gibt in Mwanza ein Konzert. Er ist sehr gut und wird auch sehr präzise geführt.

Die Spielqualität in der der Bläsergruppe reicht von sehr gut (z.B. bei den Trompeten) bis, wie soll ich sagen, ausbaufähig. Ich werde für die ersten Nachhilfestunden geordert.

Sonntag, 17.April
Der Tag beginnt für mich mit dem 10:00 Uhr Gottesdienst. (Es gibt auch einen um 7:00 Uhr und um 15:00 Uhr.) Nach den Erfahrungen von vor drei Jahren wappne ich mich mit Durchhaltvermögen bis zum Mittagessen. Aber, siehe da, er ist von geradezu deutscher Kürze: ein und eine viertel Stunde, allerdings ohne Abendmahl. Im Anschluss versammeln sich alle vor der Kirche, und die Naturalienkollekte wird versteigert. Diesmal sind aber nur zwei Flaschen Milch im Angebot.

Eine Theologiestudentin aus Hessen-Nassau berichtet mir von den Schlangen auf dem Campus: „schwarze Mambas“ - ein Biss und man ist tot. Ich glaube ihr nicht und frage meine Gastgeberin, Mrs. Stubbs. Die setzt noch eins oben drauf: „Aber sicher, und auch ziemlich große Kobras. Es ist aber noch keiner gebissen worden.“ Ich bin sehr daran interessiert, diese Serie fortzusetzen.

Am Nachmittag die erste Nachhilfestunde. Einer der älteren Studenten hat mich gebeten, und unter anderem dafür bin ich ja auch hier. Sein betagtes Bariton wird durch das Yamaha Instrument ersetzt und er ist hochzufrieden. (Das alte Instrument wird aber leider nicht eingeschmolzen.)

Die Internetverbindungen, die mir bis jetzt zur Verfügung stehen, sind eine Katastrophe. Seit meiner Ankunft keine Chance zum Laut geben. Für die Studenten ist das noch schlimmer, denn sie können z.T. ihre Arbeit nicht machen.

Nachmittags gibt der Kinder- und Jugendchor eine Vorstellung. Streichinstrumente, Gitarren, Blockflöten, Harfe, Klavier – alles vorhanden. Dazu ein Mozartsches Kyrie mit dem Kinderchor, Klavier und Violinbegleitung. Schließlich Tanz: Hip-Hop und afrikanische Formen. Die Tänzer sind zwischen 5 und 15 Jahre alt und mit Begeisterung dabei

Abends eine Einladung von Nancy Stevensen, Englischlehrerin an der Uni. Die Dozenten aus dem Musikbereich mit ihren Familien sind dabei und als Überraschungsgast Angelika Wohlenberg mit Ehemann (sie ist seit Februar verheiratet), die für ihren inzwischen jahrzehntelangen Einsatz und die Arbeit mit den Massai bekannt geworden ist. Es gibt nicht nur zu essen sondern auch Hausmusik vom Feinsten, gespielt von den Musikdozenten.


Montag, Dienstag, Mittwoch, 18. bis 20.April
Am Dienstag kann es endlich losgehen, die Instrumente, Bücher und das Zubehör abzuholen. Die Formalitäten sind erledigt und die Zollgebühren nur halb so hoch wie wir befürchtet hatten Wir müssen die 150 Kilogramm schwere Ladung nur noch umpacken. Der Zoll macht Inhaltsstichproben und ist zufrieden. Wir sind es auch, denn alles ist heil – es war von der Speditionsfirma Sable in Hamburg ja auch fachgerecht verpackt worden. Dass Sable uns den Transport gesponsort hat, war eine enorme finanzielle Erleichterung - immerhin ein Gegenwert von fast 1.000.- €.

In Makumira angekommen, wird erst mal alles von der Verpackung befreit und im Büro des „Head of Department“, Mr Stubbs, aufgebaut. Eine ganz schöne Strecke, die da zusammengekommen ist. Klarerweise wird ein Foto gemacht.

Anschließend werde ich dem Rektor der Universität vorgestellt: Er ist Pastor, der in Deutschland in Theologie promoviert hat. Es wird im offiziellen Bereich sehr viel Wert auf Förmlichkeiten und Einhaltung des Dienstweges gelegt. Ich werde im Namen der Universität willkommen geheißen und gebeten, einen besonderen Dank an die Nordelbische Posaunenmission zu übermitteln, was ich hiermit tue.

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